Airbus: Das war dann mal eine Bruchlandung!
Noch zu Beginn des zweiten Quartals sah es so aus, also ob Airbus der eindeutige Gewinner im Rennen mit Boeing um den 1. Platz bei der zivilen Luftfahrtproduktion sein würde. Entsprechend stark ging die Aktie durch die Decke und erreichte ein neues Allzeithoch. Doch der Schein trog, denn auch Airbus kämpft trotz hohen Auftragsbestandes mit Produktionsproblemen. Die sind zwar anderer Art also jene Qualitätsprobleme von Boeing. am Ende ist der Börse das aber egal.
So das europäische Unternehmen seine Ziele reduzieren und wird in diesem Jahr nur 770 statt der geplanten 800 Flugzeuge ausliefern. Probleme bei Triebwerkslieferanten für das A320-Modell und Unsicherheiten beim Zulieferer Spirit Aerosystems zwingen Airbus zu diesem Schritt. Das Ziel, 75 A320 pro Monat zu produzieren, wird somit auf das Jahr 2027 verschoben. Zudem werden Abschreibungen von 900 Mio. Euro in der Raumfahrt-Sparte fällig. Das operative Ergebnis wird daher auf 5,5 Mrd. Euro nach unten korrigiert. Bisher hatte man 6,5 bis 7 Mrd. Euro erwartet.
Mit der Gewinnwarnung erhält die Aktie aus charttechnischer Sicht kurzfristig zumindest ein Stopp-Zeichen. Denn der bullische Ausbruch von Ende 2023 würde mit der heutigen Entwicklung nicht bestätigt, sondern rückgängig gemacht. Zwar hat die Aktie die Fibonacci-Ziele bis 173,42 Euro abgearbeitet, aber ein Unterschreiten des alten Allzeithochs bei 140,80 Euro auf Wochen- und Monatsschlusskursbasis müsste zunächst als Fehlausbruch mit entsprechenden Konsequenzen gewertet werden. Weitere Abgaben bis 120 Euro wären dann bis zum Herbst einzurechnen. Nur wenn die Aktie es in den nächsten Tagen wieder überzeugend über besagte Marke von 140,80 Euro zu schließen, könnte das bullische Szenario aufrecht erhalten bleiben. Es bleibt also nicht nur bei der Fußball-EM spannend.
Andreas Wolf