Bayer: Wieder nur die übliche Fehlzündung?
Eine positive Gerichtsentscheidung im US-Glyphosat-Rechtsstreit hat den Aktien von Bayer am Freitag deutlichen Auftrieb gegeben. Ein Bundesberufungsgericht in Philadelphia entschied, dass Bundesrecht zu Warnhinweisen bei Unkrautvernichtern über dem Recht des Bundesstaates Pennsylvania steht. Diese Entscheidung ermöglicht es Bayer, den Fall vor den US Supreme Court zu bringen. Bayer plant, diese Möglichkeit zu nutzen und die Auswirkungen des Urteils auf andere Verfahren zu prüfen. Der Konzern hatte durch die 2018 erfolgte Monsanto-Übernahme viele Glyphosat-Klagen geerbt, die bereits Milliarden gekostet haben. Der Börsenwert von Bayer ist deshalb auf ca. 28 Mrd. Euro gefallen, weit unter den über 60 Mrd. USD, die man für Monsanto bezahlt hatte.
Das letzte Mal, dass sich Bayer-Aktionäre Hoffnung im Rechtsfall Glyphosat machen durften, liegt nun fünf Monate zurück (https://www.heavytraderz.live/?s=bayer). Ende März erholte sich die Aktie von einem mehrjährigen Tief auf das aktuelle Niveau von 29 Euro, um dann wieder sang- und klanglos in sich zusammen zu fallen. Neben der Belastung aus der juristischen Auseinandersetzung um Glyphosat kamen auch Zweifel an der an sich recht gut gefüllten Präparat-Pipeline des Unternehmens auf. Zudem warten die Anleger weiter auf Pläne von Unternehmenschef Bill Anderson, die eine mögliche Unternehmensaufspaltung beinhalten.
Statt diesbezüglich konkrete Maßnahmen zu ergreifen, hat Anderson zu Beginn des Jahres zunächst den Status Quo verteidigt, was ebenso zu einer Verkaufswelle in der Aktie geführt hat. Charttechnisch zeichnet sich allerdings eine äußerst volatile Bodenbildung ab, die seit Beginn des Jahres zwischen 25 und 29,30 Euro verläuft. Starke Erholungen wurden wieder von deutlichen Abverkäufen abgelöst, die Abstände zwischen den extremeren Bewegungen haben sich auch damit verkürzt. Positiv ist zu bewerten, dass sich um den Bereich um 25 Euro immer mehr Käufer für die Aktie finden, so dass ein Abschluss der Bodenbildung mit einem Ausbruch nach oben wahrscheinlicher wird. Zudem das Unternehmen mit der verhältnismäßig geringen Marktkapitalisierung auch für Wettbewerber als Übernahmekandidat in Frage kommt.
Handelstechnisch wird die Aktie mit einem Ausbruch aus der benannten Range interessant. Oberhalb von 30,36 Euro besteht viel Potential, zunächst bis 36 Euro. Fällt die Unterstützung bei 35 Euro doch noch, wäre ein Kurseinbruch bis 21 Euro die unangenehme Konsequenz.
Andreas Wolf