Bund-Future: Die Zinswende steht vor der Vollendung !
Seit November 2023 befinden sich die Märkte in Stand-By-Stimmung. Denn zu der damaligen zinspolitischen Sitzung der US-Notenbank verkündete deren Vorsitzender Jerome Powell, sehr bald über eine Zinswende mit einer ersten Zinssenkung nachdenken zu wollen. Grund war die gedämpfte Inflation, deren hohen Werte 2021/22 zu der extremen Serie an Zinserhöhungen zunächst geführt hatte. Innerhalb nur eines Jahres stiegen die Leitzinsen von 0 auf 5 Prozent, um dann bis zum Sommer 2023 auf 5,5 Prozent ihr bisheriges Top zu erreichen.
Seither hat sich außer warmer Rhetorik aber nicht mehr viel getan, denn mal wollten die Zinsfalken im Komitee noch höhere Zinsen durchdrücken, mal schien es so, als würde Powell den Schalter in Richtung Zinssenkung alsbald umlegen zu wollen. Allein der Datenkranz, den die US-Notenbank stur betrachtet, wollte keine wirklich Wirtschaftsschwäche nachweisen. Ein nach wie vor hohes BIP, eine gut laufende Wirtschaft, sehr niedrigere Arbeitslosenquoten, nach wie vor gut konsumierende Verbraucher- alles keine Gründe für sinkende Zinsen.
Doch der Anleihemarkt in Form der US-Zinsen sah das bereits ab April dieses Jahres anders. Höhere Finanzierungskosten im Immobilienmarkt, schwache Kreditnachfrage, steigende Kreditausfallraten, schwächere Nachfrage bei Neubauten, mehr Gewinnwarnungen bei der Mehrheit der US-Unternehmen, steigende Insolvenzen – der Motor der US-Wirtschaft begann bereits damals zu stottern. Dennoch hält die US-Notenbank an vermeintlich hoher Inflation fest, die allerdings durch wenige Branchen (Rüstung) noch über dem Durchschnitt gehalten wird.
Das fallende Dreieck bei den 10-Jährigen US-Anleihen deutet daraufhin, dass die US-Notenbank, wie in Sachen Inflationseindämmung, auch beim Thema Wirtschaftsstütze wieder zu spät dran ist. Denn die Zinsen sinken dort schneller als die US-Notenbank das offiziell schon verkündet hat. Die Anleihemärkte preisen bereits eine Rezession in den USA, die sich gefühlt schon bei vielen kleineren Unternehmen breit gemacht hat. Sollte die 4-Prozent-Marke bald fallen, könnte schon zum Jahreswechsel 2024/25 der Aufwärtstrend seit 2021 bei 3,31 Prozent angelaufen werden.
Auch beim deutschen Bund-Future tut sich Einiges, denn wie die heutigen Inflationsdaten aus den Bundesländern zeigen, kann von Inflationsdruck kaum mehr die Rede sein. Somit hat sich das deutsche Anleihebarometer mittlerweile bis an den Widerstand bei 133,30 Punkten heran gearbeitet. Sollten die Signale seitens der US-Notenbank also einen bald beginnenden Zinssenkungszyklus bestätigen, dürfte sich das auch dort deutlich in den Kursen auswirken. Ein Anstieg bis zum nächsten Widerstand bei 135,60 Punkten würde zugleich den Doppelboden aus den Tiefpunkten vom Oktober 2023 und Juni 2024 bestätigen. Die vollendete Trendwendeformation ließe dann weiteres Potential bis 137,30 Punkte und darüber hinaus bis zunächst 139,30 Punkten entstehen. Allerdings kann sich die Dynamik, wie vor 2 Jahren auf der Unterseite, auch auf der Oberseite aus den genannten Gründen nun schlagartiger entfalten.
Andreas Wolf