Commerzbank update: Rückt ein Übernahmeangebot näher ?
Internetcrash, Finanzkrise, schwere Managementfehler und Überregulierung haben die deutschen Banken in den vergangenen 25 Jahren von einstigen Schwergewichten im Konzert der Weltbanken zu kleinen Nummern schrumpfen lassen. Die „Aufräumarbeiten “ nach der Finanzkrise nahmen mit Gründung einer „Bad Bank“ und Milliardenabschreibungen allein über ein Jahrzehnt an Zeit ein.
Nunmehr scheint sich die Attraktivität der deutschen Banken mit Blick auf die kommenden Jahre wieder deutlich erhöht zu haben. Mit der Frankfurter Privatbank Hauck Aufhäuser Lampe ging eine der letzten größeren Privatbanken für 672 Mio. Euro an die niederländische ABN Amro über den Ladentisch. Auch die deutschen Banken selbst haben in den vergangenen Jahren wieder kleinere Zukäufe getätigt, bringen aber noch immer im internationalen Verhältnis eher geringe Marktkapitalisierungen auf die Waage. So liegt sie bei der Commerzbank gerade mal etwas über 18 Mrd. Euro.
Die Bank hat sich selbst bereits im vergangenen Jahr als mögliches Übernahmeziel identifiziert und dabei vor 2 Monaten sowohl von Italienern als auch Franzosen bereits etwas Interesse geerntet. Attraktiv macht die Bank für die europäischen Wettbewerber vor neben dem günstigen Preis vor allem das umfangreiche Firmenkundengeschäft sowie das noch intakte Privatkundengeschäft, dass allerdings schon einige selbst verantwortete Erschütterungen erlebt hat.
Vor allem im Hinblick auf wieder auflebende Kreditfinanzierungen (ob direkt oder im Anleihemarkt), künftige Zukauf- und Übernahmegeschäftstätigkeiten oder interessante Kandidaten aus dem Mittelstand für einen Börsengang schauen sich die Wettbewerber das Kundenportfolio und ihr Netzwerk an. Klar ist somit auch: Solange die Banken mit hohen Zinsen sowohl auf der Aktiv- wie auf der Passivseite viel Geld verdienen, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass diese zusätzlichen Gewinne in eine erhöhte Wettbewerbsfähigkeit gesteckt werden. Das Zeitfenster für eine Übernahme ist also eng abgesteckt.
Schaut man sich die Aktie charttechnisch an, (siehe auch : https://www.heavytraderz.live/?s=commerzbank ) vom 15.5. , so hat sie dass erste Kursziel ihrer jüngsten Rallye bei 15,83 Euro abgearbeitet. Da sich aber sehr wahrscheinlich zum heutigen Monatsschluss ein großes Kaufsignal auf Monatssicht bestätigt, wäre das nächste Kursziel bei 16,61 Euro nur eine kleine Durchgangsstation auf dem Weg zum nächsten größeren Widerstand um 24 Euro. Das ist besonders vor dem Hintergrund interessant, dass ein möglicher Bieter für die Commerzbank durchaus eine Prämie von 30 bis 50 Prozent einkalkulieren muss. Der Kurs könnte im Falle eines Übernahmeangebots also recht schnell diese Zone erreichen.
Andreas Wolf