Lufthansa: „Buy on bad news“- eine gute Idee?
Die Lufthansa hat überraschend Eckdaten zum 2. Quartal vorgelegt, die zeigen, dass es einen deutlichen Gewinneinbruch gegeben hat. Das bereinigte EBIT fiel demnach von 1,1 Mrd. Euro auf 686 Mio. Euro. Hauptgrund dafür war ein marktbedingter Rückgang der Durchschnittserlöse, besonders auf den lukrativen Routen nach Asien. Die Stückkosten blieben zwar stabil, aber der Quartalsgewinn der Lufthansa Airlines sank von 515 Mio. Euro auf 213 Millionen Euro um mehr als die Hälfte. Insgesamt verzeichnete die Lufthansa im ersten Halbjahr einen Verlust von 427 Mio. Euro, nach einem Gewinn von 149 Mio. Euro im Vorjahr.
Die Lufthansa Group senkte daher ihre Jahresprognose für 2024 auf ein bereinigtes EBIT von 1,4 bis 1,8 Mrd. Euro, statt der bisher erwarteten 2,2 Mrd. Euro. Der bereinigte freie Cashflow wird voraussichtlich deutlich unter der Prognose von 1 Mrd. Euro liegen. Der weitere Ausblick hängt laut dem Management stark von der Entwicklung der Lufthansa Airlines im interkontinentalen Geschäft sowie dem ertragsreichen Frachtgeschäft ab. Weitere Details wird das Unternehmen am 31. Juli bekannt gegeben.
Tags zuvor hatte bereits der Finanzchef der Lufthansa von der Notwendigkeit weiterer Kosteneinsparungen gesprochen. Damit allein wird es aber nicht getan sein. Vor allem die starken Regulierungen im Deutschlandgeschäft und die europäischen, klimabedingten Zusatzabgaben gereichen dem Unternehmen zum doppelten Nachteil gegenüber Wettbewerbern aus Asien, der Türkei und den USA. Es ist daher damit zu rechnen, dass die Lufthansa vor allem im internationalen Geschäft effizientere Allianzen anstrebt und auf europäischer Ebene näher an das Geschäftsmodell von Discountern wie Easyjet, Ryanair und Wizz heran rückt.
Charttechnisch gesehen geht es für die Lufthansa schon seit 25 Jahren in extremen Bewegungen von markanten Hochpunkten zu immer wiederkehrenden Tiefpunkten. Die aktuelle Unterstützungszone bei 5 Euro hat die Aktie allein in den vergangenen 21 Jahren fünfmal angesteuert. Auf dem Weg dahin befindet sich die Aktie der deutschen Airline zunächst wieder. Allerdings gilt es zu berücksichtigen, dass die Lufthansa kein kleiner Player am internationalen und vor allem europäischen Markt ist. Sie ist verkehrstechnisch durchaus systemrelevant, woraus sich perspektivisch wie charttechnisch lukrative Chancen ergeben. 5 Euro könnte demnach eine mittelfristig interessante Einstiegsmarke sein, dass Kursziel läge dann zunächst bei 7,10/7,30 Euro. Vorsicht wäre bei einem Bruch der 5er-Marke angesagt, dann könnte es noch abwärts bei 3,40 Euro gehen.
Andreas Wolf