Starker US-Dollar: Ein Segen oder Fluch?
von Daniel Fehring
Bald könnte die Abwertungsrallye der Währungen wieder Fahrt aufnehmen. Dafür müssten die Zinsen sinken, da sonst die hohen Zinsen für Carry-Trades ausgenutzt werden. Überraschenderweise hat die Schweizerische Nationalbank (SNB) vor drei Wochen den ersten Schritt gemacht. Seitdem hat der Schweizer Franken gegenüber dem US-Dollar an Wert verloren und steuert wieder auf die Parität zu.
Die Frage ist, welche Zentralbank als nächstes diesen Schritt gehen wird. Die meisten Analysten gehen davon aus, dass die USA den eigentlichen Startschuss geben werden. Da die US-Wirtschaft jedoch noch immer stark wächst und die Wirtschaftsdaten positiv sind, besteht derzeit keine Notwendigkeit für die Federal Reserve (FED), die Zinsen in den USA zu senken. Das einzige Argument wäre die hohe Verschuldung von 34,6 Billionen USD, die bedient werden muss, was den US-Steuerzahler viel Geld kostet. Darüber hinaus haben die USA ein Stadium erreicht, in dem Schulden aufgenommen werden, um Schulden zu begleichen. In herkömmlicher Rechtssprechung würde man dies als Finanz- oder Kreditbetrug bezeichnen, aber in diesem Fall haben die USA einen Freibrief.
Es stellt sich jedoch wirklich die Frage, ob die FED im Juni, wie angedeutet, die Zinsen senken wird. Die Wirtschaftsdaten sprechen dagegen, und die Inflation liegt noch nicht im Bereich von 2%. In Europa sieht die Lage anders aus. Die hohe Zinslast droht die europäische Wirtschaft zu ersticken. Große Unternehmen, die im Ausland tätig sind, sind zwar gut aufgestellt, was sich deutlich im DAX zeigt. Der Mittelstand, das Rückgrat der deutschen Wirtschaft, leidet jedoch unter der Zinslast. Auch in den übrigen Teilen Europas sieht es nicht anders aus. Daher wächst der Druck auf die Europäische Zentralbank (EZB), die Zinsen so bald wie möglich zu senken. Es ist gut möglich, dass Europa den ersten Schritt vor den USA macht. Das gilt auch für andere Länder wie Australien. Es hat eine neue Ära begonnen. Die Girale Geldproduktion wurde gestoppt, und das nationale Wirtschaftswachstum rückt wieder in den Vordergrund.
Länder wie Japan stehen harten Zeiten bevor. Sie importieren die Inflation und müssen nach den guten Jahren die Zinsen anheben. Die Energiepreise steigen, und Japan verfügt über kaum natürliche Ressourcen und ist stark auf den Import von Energie und den Export von Waren angewiesen. Zudem wurden bis auf wenige der 33 existierenden Kernkraftwerke nach Fukushima stillgelegt. Die Energie muss in USD eingekauft werden, und dieser steigt unaufhörlich gegenüber dem japanischen Yen.
In den letzten Wochen hat der US-Dollar gegenüber fast allen Hauptwährungen an Wert gewonnen. Dies deutet darauf hin, dass Zinssenkungen in den USA nicht so schnell kommen werden, wie erhofft. Hinzu kommt der Trump-Faktor. Wenn Donald Trump am 4.11.2024 tatsächlich zum Präsidenten gewählt wird, wird die US-Wirtschaft jubeln.
Es stellt sich jedoch die Frage, ob ein starker US-Dollar wirklich wünschenswert ist. Die Antwort ist einfach. Exporteure begrüßen die aktuelle Entwicklung, während diejenigen, die Energie in USD kaufen und bezahlen müssen, angesichts steigender Energiepreise Probleme haben werden.
Es wäre daher schön, wenn die aktuelle Aufwertung des US-Dollars etwas moderater ausfallen würde. Volkswirtschaften sind träge, während sich Devisenkurse schnell entwickeln. Dies führt kurzfristig zu großer Unruhe. Es sind noch zwei Monate bis zur Entscheidung der verschiedenen Zentralbanken. Bis dahin wird der US-Dollar seine Stärke behalten, da die Märkte davon ausgehen, dass die FED die US-Zinsen nicht so schnell senken kann.