Wahl-EM: CAC 40 auf den Spuren des MIB 30
Die Europawahlen vom 9. Juni haben die internationalen Investoren mit Blick auf den alten Kontinent in Unruhe versetzt. Deutlich abzulesen war das nicht nur an den Börsen in Paris und Frankfurt, sondern auch am Eurostoxx 50 , der ebenfalls deutlich Federn lassen musste.
Rechtsruck in Frankreich – ein Blick nach Italien vor 2 Jahren hilft
Der Grund für diese Underperformance zu den US-Indizes im Juni liegt in der Ankündigung des französischen Präsidenten Macron, Neuwahlen für den 30. Juni und 7. Juli 2024 in Frankreich auszuschreiben. Die Anleger befürchten einen deutlichen Rechtsruck in Frankreich und damit eine schwieriger zu regierendes Europa.
Doch wie so häufig ist Angst kein guter Berater an der Börse (übrigens ebenso wenig wie Euphorie). Und ein Blick in die jüngste Vergangenheit hilft durchaus mehr Optimismus an den Tag zu legen. Börsen regieren nämlich in der Regel pragmatisch, tiefer gehende Erschütterung gibt es fast nur immer dann, wenn sich in den USA fundamentale Veränderungen ergeben (dazu in einem nächsten Artikel mehr).
Vor ziemlich genau zwei Jahren spielte sich nämlich ein ähnliches Spektakel in Italien ab ( siehe nachfolgenden Chart)
Der FTSE MIB in Mailand verlor vor den Wahlen im September 2022 mehr als 20 Prozent und legte zu den knapp 15 Prozent vom Jahresanfang 2022 nochmal eine Schippe drauf. Doch kam danach nicht der Weltuntergang, sondern es folgte eine atemberaubende Kursrallye von fast 75 % bis zum Frühjahr diesen Jahres.
Kein Systemwechsel – aber dringende Reformfortschritte
Die neue italienische Regierung ist zwar „rechts“ orientiert, am Ende zählte für die Börse aber die ökonomische Realität. Und ein wesentlicher Teil davon, waren die wirtschaftlichen Fesseln die die neue Regierung löste. Vor allem wurde mit deutlichen positiven Veränderungen in den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen neue Auslandsinvestitionen in Italien aktiviert. Daraus erklärt sich auch die atemberaubende Rallye in Mailand
Frankreich vor einer neuen Börsenrallye ?
Ist dies in Frankreich nun auch möglich ? Antwort: ganz klar ja. Denn ein wenig erinnert die aktuelle Situation an das Frankreich zu Beginn der Achtziger Jahre. Damals kam mit Francois Mitterand ein Sozialist an die Macht, der in seiner frühen Regierungszeit sogar einen kommunistische Regierung unterstützte. Dies währte aber nicht lange und er war schnell gezwungen mit den Gaullisten unter Chirac zusammen zu arbeiten (bekannt als Kohabitation. Mitterand war damit ganz pragmatisch und wandelte sich von einem sehr linken zu einem gemäßigten konservativen Präsidenten, blieb zudem damit rund 14 Jahre an der Macht. Für Frankreich war das einer der produktivsten Regierungsperioden.
Entsprechendes dürfte sich Macron mir der Ausschreibung von Neuwahlen gedacht haben, denn eine rechts orientierte Regierungsmehrheit wird dennoch nicht gegen den sehr machtvollen Präsidenten regieren können. Im Wesentlichen wird Frau Le Pen (bzw. ihr auserwählter Premierminister) zu vielen Kompromissen gezwungen werden. Macron hingegen kann seine Politik wieder auf eine breitere Basis stellen und seiner Partei dann wieder bessere Voraussetzungen bei den nächsten Parlamentswahlen verschaffen.
Andreas Wolf