„Yen weiterhin unter Druck“
Von Daniel Fehring
„Yen weiterhin unter Druck“
Bislang ist die japanische Notenbank erst zweimal ernsthaft gegen die aktuelle Yen-Schwäche eingeschritten, und dies geschah auch in Absprache mit anderen asiatischen Zentralbanken. Der US-Dollar ist einfach zu stark, und daher müssen sich die Länder zusammenschließen. Diese Entwicklung wird mit Sicherheit ein maßgeblicher Tagesordnungspunkt auf dem nächsten G7-Gipfel in Italien (Apulien) am 13.-15. Juni 2024 sein. Es ist jedoch nicht nur der Yen, der sich gegenüber dem US-Dollar schwach verhält, sondern der gesamte asiatische Währungsblock.
Aber warum ist ein schwacher Yen so problematisch, und warum wird interveniert? Viele asiatische Staaten, insbesondere Japan, leben vom Export von Gütern. Oft muss jedoch für die Produktion Energie in Form von Kohle, Öl oder LNG (Liquid Natural Gas) importiert werden, und diese Energieträger werden in US-Dollar gehandelt. Wenn nun die eigene Landeswährung gegenüber dem US-Dollar fällt, wird die Produktion teurer, und die Wettbewerbsfähigkeit gegenüber anderen asiatischen Staaten kann sinken. Die importierte Inflation schlägt sich dann auch national nieder, und der Zinsdruck entsteht.
Vor kurzem hat die japanische Regierung den höchsten Lohnerhöhungen zwischen den Gewerkschaften und den Großunternehmen zugestimmt, was zusätzlich die Preise antreibt. Nun kommt noch die importierte Inflation durch die Energieimporte hinzu, und es muss an der Zinsschraube gedreht werden. Ursprünglich hatte Japan, um autark zu sein, 33 Atomkraftwerke. Die meisten von ihnen wurden nach Fukushima abgeschaltet, was zu einer neu entstandenen Energieabhängigkeit führte.
Die BoJ (Bank of Japan) wird wieder einschreiten, wenn der Yen weiter abwertet. Bislang lag die Obergrenze bei 160,00 USD/JPY, aber das Ziel ist es, nicht zu diesem äußersten Limit zu gelangen. Daher ist anzunehmen, dass schon weitere Interventionen im Vorfeld von Seiten der BoJ erfolgen werden. Das wird teuer für die BoJ werden, aber die Folgekosten wären für die gesamte Nation wesentlich höher. Diese Entwicklung steht stellvertretend für viele asiatische Staaten.
Zudem ist das Thema „Carry Trades“ zu berücksichtigen. Die Zinsen sind in den asiatischen Ländern meist niedrig, insbesondere in Japan. Warum also nicht dort Geld leihen und es in westlichen Ländern zu höheren Zinsen anlegen? Wenn dann zum Rückzahlungstermin der Yen auch noch an Wert verloren hat, wird der Gewinn aus der gesamten Aktion noch einmal gesteigert. Somit stellt der schwache Yen einen Interessenkonflikt zwischen Ost und West dar.